Lebensmittel retten ohne schlechtes Gewissen: Nehmen wir Bedürftigen etwas weg?
Was bedeutet "Lebensmittel retten"?
Lebensmittel retten bedeutet, übrig gebliebene Lebensmittel zu sammeln und weiterzugeben, bevor sie in der Tonne landen. Jährlich fallen allein in Deutschland Millionen Tonnen an Lebensmitteln an, die ungenutzt bleiben, obwohl sie noch genießbar sind. Viele Initiativen arbeiten daran, diese Lebensmittel für bedürftige Menschen oder durch Konsumierende weiter zu nutzen.
Die Rolle der Tafeln in der Lebensmittelrettung
Die Tafel ist eine der bekanntesten Institutionen, die sich in Deutschland für die Rettung von Lebensmitteln einsetzen. Sie arbeitet in der Regel mit Supermärkten und Bäckereien zusammen, um überschüssige Lebensmittel zu sammeln und an Bedürftige weiterzugeben. Doch die Tafeln haben auch ihre Grenzen. Sie können nicht immer alle übrig gebliebenen Lebensmittel retten, zum Beispiel, wenn die Lagerung nicht möglich ist oder wenn Lebensmittel abgelaufen sind. Zudem ist die Tafel häufig auf freiwillige Helfer angewiesen, was in Zeiten von Personalmangel problematisch werden kann.
Nehmen wir den Bedürftigen etwas weg, wenn wir Lebensmittel retten?
Diese Frage stellt sich immer wieder, und die Antwort ist nicht ganz einfach. Es gibt mehrere Faktoren, die wir berücksichtigen müssen, bevor wir eine klare Antwort geben können.
1. Mengen und Verfügbarkeit von Lebensmitteln
Es bleibt immer ein großer Teil von Lebensmitteln übrig, auch wenn die Tafeln und andere Initiativen aktiv sind. Nur ein kleiner Teil der Lebensmittel wird tatsächlich durch die Tafeln gerettet. In Deutschland landen jedes Jahr Millionen Tonnen an Lebensmitteln auf dem Müll – alleine die Tafeln retten "nur" rund 260.000 Tonnen. Das bedeutet, dass es immer noch ausreichend Lebensmittel gibt, die durch andere Initiativen wie Foodsharing oder To Good To Go gerettet werden können, ohne den Bedürftigen etwas wegzunehmen.
2. Unterschiedliche Systeme und Zusammenarbeit
Die Tafeln arbeiten größtenteils mit Supermärkten zusammen, während Apps wie To Good To Go und Foodsharing eher mit Cafés, Restaurants und kleineren Betrieben kooperieren. In vielen Fällen ergänzen sich diese Initiativen sogar. Es kommt vor, dass Foodsharing bei der Tafel abholt, was von der Tafel selbst nicht gerettet werden kann – zum Beispiel wegen gesetzlicher Bestimmungen, wie der Ablehnung von abgelaufenen Lebensmitteln.
Foodsharing – Ehrenamtliche retten für die Gemeinschaft
Im Gegensatz zu To Good To Go ist Foodsharing eine rein ehrenamtliche Organisation. Hier gibt es keine finanziellen Anreize für die Helfer. Foodsharing arbeitet eng mit Cafés und Restaurants zusammen, um überschüssige Lebensmittel zu retten, die andernfalls weggeworfen würden. Diese Lebensmittel werden dann von den Helfern kostenlos an Interessierte abgegeben. Es ist eine Form der Gemeinschaftsarbeit, die darauf abzielt, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, ohne den Bedürftigen etwas wegzunehmen.
To Good To Go – Geschäftsmodell für Lebensmittelrettung
Bei To Good To Go handelt es sich um eine App, mit der Unternehmen überschüssige Lebensmittel zu einem reduzierten Preis anbieten können. Hier verdienen die Unternehmen auch etwas Geld, was die Bereitschaft zur Teilnahme erhöht. Allerdings kann dies zu Konflikten führen, wenn Unternehmen eher Geld verdienen möchten, als Lebensmittel an Bedürftige abzugeben. Dennoch ist es auch eine wertvolle Möglichkeit, Lebensmittel zu retten und gleichzeitig ein Geschäftsmodell zu schaffen.
Die Herausforderungen der Lebensmittelrettung
1. Regionale Unterschiede
Nicht überall in Deutschland ist die Lebensmittelrettung gleich organisiert. In großen Städten wie Köln gibt es eine Vielzahl an Supermärkten, die regelmäßig Lebensmittel an die Tafel abgeben. In ländlichen Regionen ist die Situation jedoch oft schwieriger, da weniger Supermärkte und Betriebe verfügbar sind, die mit den Tafeln zusammenarbeiten können.
2. Personalmangel und freiwillige Helfer
Die Tafel und auch andere Organisationen wie Foodsharing sind auf ehrenamtliche Helfer angewies